Weihnachten mit Käpt’n Blaubär

Weihnachtskugeln liegen überall rum, Strohsterne liegen überall rum, angefangene Adventskalender liegen überall rum, blaues Einwickelpapier mit kleinen Ankern drauf liegt rum – kurz gesagt: Das schöne Schiff von Käpt’n Blaubär ist ein einziges Chaos.

Hein Blöd sitzt in der Ecke und singt: „Oh, Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie blau sind deine Blätter!“

„Grün!“, brüllen die kleinen Bärchen im Chor. „Grün, Hein Blöd!“

„Oh, Tannenbaum, oh Tannenbaum …“, Hein Blöd fängt noch mal an. „ … wie rot sind deine Blätter!“

„Grün!“, brüllen die Bärchen wieder. „Grün muss das heißen, du Dösbattel!“

„Ach so.“ Hein Blöd überlegt kurz und fängt noch mal an: „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie weiß sind deine Blätter!“

„Gü-ü-ü-ü-ü-ü-ü-ün!“, brüllen die Bärchen.

„Da ist aber überall so weißes Zeug drauf, nich‘?“, verteidigt sich Hein Blöd und zeigt mit seinen Patschhändchen auf den Tannenbaum.

„Meinst du etwa das Lametta?“, fragt das rote Bärchen.

„Das ist silber, nicht weiß“, verbessert das gelbe.

„Na gut, dann eben silber.“ Hein Blöd fängt mal an. „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie silber …“

„Gü-ü-ü-ü-ü-ü-ü-ün!“, brüllen die Bärchen.

 

 

 

 

Opa kommt.

„Ruhe!“, schnauzt er. „Was ist denn das für ein Gebrüll! Ruhe, sag ich, Ruhe! Weihnachten darf es getrost ein bisschen friedlich zugehen auf meinem Schiff. Weihnachten nennt man bekanntlich auch die ‚stillen Tage‘, da sehnen sich alle nach Ruhe und Frieden.“

Er schaut sich um. „Beim Klabautermann“, brummt er und es klingt nicht gerade so, als wenn er besonders gute Laune hätte, „wie sieht das denn aus!? So ein Durcheinander hab ich mein Lebtag nicht gesehen, das sieht ja aus, als wär hier ein Wirbelwind durchgebraust. Hier wird sofort aufgeräumt, sofort sage ich!“

Die Bärchen maulen ein bisschen.

Hein Blöd ist still.

 

„Jawohl, aufgeräumt wird! Und zwar sofort! Mein Schiff ist kein Wrack! Hier herrscht Ordnung. Gerade vor Weihnachten. Da wird aufgeräumt! Da machen wir uns das hier ein bisschen schön, ein bisschen gemütlich, ein bisschen beschaulich … Was tuschelt ihr denn so? He? Was gibt es da zu tuscheln?“

Da scheint es tatsächlich was zu geben. Die Bärchen tuscheln noch ein bisschen weiter, schließlich sagt das rote: „Na gut, wir räumen auf. Aber erst, wenn du uns ne Geschichte erzählst.“

Opa braust auf: „Kommt überhaupt nicht in … Na gut. Erst ne Geschichte. Einverstanden. Wenn ich euch damit einen kleinen Gefallen tun kann. Da fällt mir auch zufällig gerade eine ein. Also, abgemacht?“

„Abgemacht!“ Das gelbe Bärchen stimmt sofort zu.

Auch das grüne Bärchen ist mit der Vereinbarung einverstanden: „Abgemacht! Erst ne Geschichte, dann räumen wir auf.“

 

„Na, dann hört mal gut zu.“ Opa setzt sich schwerfällig wie eine Seekuh in seinen Sessel. Die Bärchen hocken sich drum herum. Hein Blöd bleibt einfach in der Ecke sitzen.

„Also“, fängt der Opa an, „einmal musste ich mit meinem Segelschiff rechtzeitig zur Weihnachtsinsel. Da kommt man nur sehr schwer hin, müsst ihr wissen, eine Fahrt dahin ist äußerst gefährlich. Ich hatte mein ganzes Schiff voll mit Elchen, mit denen ich dringend zur Weihnachtsinsel musste, weil sie helfen sollten, rechtzeitig die Weihnachtspakete zu verteilen …“

„Elche?“, rufen die Bärchen wie aus einem einzigen Bärenmaul. „Wie bitte? Elche?“

„Aber Opa!“, seufzt das rote Bärchen. „Elche doch nicht!“

„Nein“, brummt das gelbe. „Weihnachtspakete werden nicht von Elchen ausgetragen, nicht von Elchen.“

„Nein, wirklich nicht, Opi“, erklärt das grüne Bärchen in aller Ruhe. „Die werden von rotnasigen Rentieren ausgetragen.“

„Genau“, sagt Hein Blöd. „Rentiere können nämlich viel besser rennen. Deshalb heißen sie ja auch Renntiere.“

„Nein, Elche!“ Opa besteht drauf. „Ich muss es ja wissen.“

„Der Alte verwechselt so langsam die Tiere“, vermutet das gelbe Bärchen und alle drei fangen an zu kichern. Hein Blöd schließt sich mit leichter Verspätung an und kichert auch ein bisschen mit.

„Doch, Opi, ganz bestimmt“, versucht es das rote Bärchen noch mal in Ruhe, „es sind Rentiere. Rentiere. Rentiere.“

 

 

 

 

„Normalerweise schon.“ Das gibt Opa zu. Das ist selten. Er gibt normalerweise nie freiwillig etwas zu. „Und wenn die Rentiere alle erkältet sind? Was dann?“, fragt er streng, „was dann?“

Da sind die Bärchen still. Hein Blöd auch.

„Das kann leicht passieren. Bei dem Mistwetter eigentlich kein Wunder“, fährt der Opa fort und kommt langsam wieder in Schwung. „Und just in diesem Jahr war es passiert. So ein Pech aber auch: Alle Rentiere waren erkältet. Alle. Tja. Da hatten wir das Schlamassel. Da mussten dann eben die Elche einspringen. Die haben sich übrigens gut bewährt. Die Elche sind später noch öfter mal eingesprungen.“

„Weil die so gut springen können?“, fragt Hein Blöd. „Liegt es vielleicht daran? Das hab ich mal irgendwo gehört. Sie sollen sogar sehr gut springen können, deshalb können die auch gut einspringen …“

„Pssst!“, sagen die Bärchen. „Halt die Backen! Weiter!“

Hein Blöd ist still.

 

„Tja, da musste ich also die Elche rechtzeitig zur Weihnachtsinsel bringen“, fährt der gute Opa und erfahrene Seebär fort, „aber da kommt man nur sehr schwer hin, wie ich schon sagte, eine Fahrt dahin ist äußerst gefährlich. In der ganzen Gegend herrscht nämlich absolute Windstille!“

„Absolute Windstille? Wie bitte?“ Die Bärchen haben wohl nicht richtig gehört.

„Und wie bist du da überhaupt vorangekommen?“, fragt das rote Bärchen.

„Mit einem Segelschiff? Hä? Bei absoluter Windstille? Wie das denn, bitte schön? Das geht doch überhaupt nicht. Also wie? Keine Lügen mehr!“, warnt das grüne Bärchen vorsichtshalber.

Schon reden sie wieder alle wild durcheinander:

„Ja, wie denn?“

„Nun sag schon!“

„Das würde ich auch gerne wissen!“ „

Los, weiter! Sag schon! Los, los!“

„Wie soll das denn gehen?“

„Hä?“

 

 

 

 

„Mit Hilfe der Elche.“ Opa bleibt ganz ruhig. „Die mussten alle an Deck antreten und in die Segel pusten: Fffft, fffft, fffft!“

Opa pustet auch, um das anschaulich vorzuführen. „So ging das: Fffft, fffft, fffft. Das war recht mühsam: Fffft, fffft, fffft. Doch so kamen wir wenigstens voran. Wenn auch nur langsam. Aber immerhin. Allerdings hatte ich nicht bedacht, wie sehr die Elche durch das viele Pusten aus der Puste kommen.“ Der gute Opa kommt selber auch aus der Puste, seine Stimme wirkt schon ganz wackelig.

Doch er erzählt wacker weiter: „Aber … aber … für so außergewöhnliche Anstrengungen hatte ich nicht genug Proviant an Bord. Und da war es dann passiert. Die Elche hatten schon am ersten Tag den ganzen Knäckebrot-Vorrat aufgegessen. Da war nichts mehr von da. Alles weg. Es waren nicht mal mehr Krümel übrig.“

Opa schnauft ergreifend. Es wird einen Moment lang still an Bord.

„Da lagen sie nun schlaff an Deck, die armen Elche“, Opa fährt mit leiser Stimme fort, „sie trommelten mit letzter Kraft auf die Planken und riefen so laut sie das unter den Umständen überhaupt noch konnten: Knä-cke-bröd! Knä-cke-bröd! Wir wollen Knä-cke-bröd! Knä-cke-bröd! Sie verlangten immer wieder: Knä-cke-bröd! Knä-cke-bröd! Knä-cke-bröd!“

Käpt’n Blaubär lässt eine kleine Pause entstehen: „Ihr müsst wissen, dass man unter Elchen ‚Knäckebröd‘ sagt, statt Knäckebrot. Die kommen nämlich alle aus Schweden und Umgebung, diese Biester, da spricht man das so aus.“

Die kleinen Bärchen nicken gelangweilt und lassen genervt die Augen rollen. Das hatten sie sich schon gedacht.

„Weiter!“, rufen sie, „weiter, weiter!“

 

 

Opa schüttelt traurig den Kopf. „Es ging aber nicht weiter. Leider nicht. Das war ja das Problem. Ich hatte kein Knäckebröd mehr. Keinen Proviant, nichts. Es war nichts zu knabbern da, nichts, kein Zwieback, kein Studentenfutter, kein Knäckebrot, einfach nichts. Auch nichts zu trinken, kein Wasser, keine Brause, kein Lebertran … nichts, rein gar nichts. Da machten mir die Elche schlapp. Auch die Segel hingen nur noch schlaff am Masten.“

Der Käpt’n schüttelt traurig den Kopf, als müsste er immer noch leiden, wenn er nur daran denkt. Es war aber auch schlimm.

„Oh, weh!“, stöhnt er. „Die Elche hingen schlaff an Deck, die Segel hingen schlaff am Masten. Ein Jammerbild für die gesamte Christliche Seefahrt. Wir saßen fest. Das Schiff bewegte sich keinen Millimeter vorwärts. Es war schrecklich. Dazu kam dann noch die brüllende Hitze. Nicht auszuhalten war das. Sogar ich musste mir die Ohren zuhalten.

 

„Wir müssen uns auch gleich die Ohren zuhalten“, stöhnt das gelbe Bärchen: „Diese brüllenden Lügen aber auch!“

Opa schnauft nur. „Tja …“

„Und dann?“, fragt das rote Bärchen ungeduldig, als ihnen die Pause, die Opa Blaubär macht, zu lang wird.

„Seid ihr dann alle verdurstet und verhungert?“, fragt Hein Blöd und antwortet gleich selber: „Das ist aber schade, Käpt’n, wirklich wahr, das tut mir echt leid.“

„Was habt ihr denn nun gemacht?“, will das grüne Bärchen endlich wissen.

„Ja, was denn nun?“

 

 

 

 

„Nun ja“, sagt Opa, „das war die Not groß. Aber als erfahrener Kapitän, der schon alle Sieben Weltmeere besegelt hat und höchstpersönlich die Reste vom Achten Weltmeer aufbewahrt. Die habe ich bekanntlich in einem Eimer im Lagerraum …“

„Wissen wir schon!“, unterbrechen die kleinen Bärchen.

Na, gut. Opa erzählt weiter: „ Gerade an Weihnachten kommt es auf den richtigen Termin an, wie ihr sicher wisst, da darf man sich nicht verspäten …“

„Wissen wir!“, rufen die Bärchen im Chor.

„Das machte die Sache auch nicht gerade leichter …“, Opa muss noch ein wenig überlegen.

„Was hast du denn nun gemacht?“, will das rote Bärchen wissen.

„Was denn, was denn?“, fragt das gelbe.

 

„Nun ja“, Opa krault sich am Kinn, „da blieb mir … äh … keine andere Wahl … also, keine andere Wahl, keine andere Wahl … keine andere Wahl, da hab ich einfach den nächsten Wal herbeigerufen.“

„Ach, nee, zufällig war gerade ein Wal in der Nähe“, kommentiert das kleine rote Bärchen und man kann ganz deutlich einen gewissen schnippischen Unterton heraushören, „so ein Zufall aber auch.“

Der alte Käpt’n lässt sich nicht beirren. „Das war kein Zufall. Es gibt jede Menge Wale im Stillen Ozean, müsst ihr wissen. Der Stille Ozean ist voller Wale. Wale lieben die Stille …“

Hein Blöd meldet sich. Er hat mal gehört, dass die Wale auch ergreifend singen können und dass sie dann immer solche schaurigen Gesänge machen. Die sollen sogar ziemlich laut sein.

Davon haben die Bärchen auch schon gehört. Der Gesang der Wale ist schließlich weltberühmt, besonders der Gesang der Buckelwale.

 

„Eben! Das ist es ja“, Opa Blaubär kann überhaupt nicht verstehen, dass man seine Erzählung anzweifeln kann. „Habt ihr euch jemals so einen Gesang der Wale angehört?“, fragt er.

Die Bärchen nicken. Hein Blöd auch.

„Na, also. Dann wisst ihr Bescheid. Dann könnt ihr euch vorstellen, wie sehr sich so ein Wal nach der Stille sehnt. Sobald so ein Gesang vorbei ist, sobald die Wale, die sich das anhören mussten, den schier endlosen Singsang überstanden haben, zischen sie so schnell sie können ab in den Stillen Ozean. Da haben sie endlich wieder ihre Ruhe. Da darf nicht gesungen werden. Deshalb heißt er ja auch Stiller Ozean und deshalb ist er der Ozean besonders beliebt bei den Walen. Da waren gerade wieder jede Menge da. Da musste ich nur einen herbeiwinken.

Die Bärchen lassen das ausnahmsweise durchgehen, weil sie wissen wollen, wie es weitergeht. Richtig überzeugt wirken sie allerdings nicht.

 

 

 

 

Na, gut. Opa erzählt weiter: „Ich habe also einen Wal herbeigewinkt und habe ihn gebeten, dass er uns das letzte Stückchen bis zur Weihnachtsinsel abschleppt. Dafür habe ich ihm eine doppelte Flasche Lebertran versprochen. Mit Schuss. Als Belohnung …“

 

Jetzt reicht es aber. Das lassen sich die Bärchen nicht bieten.

„Wo hattest du denn plötzlich die doppelte Flasche Lebertran her?, will das rote Bärchen wissen. „Hä?“

„Das würde mich auch sehr stark interessieren“, sagt das gelbe.

„Eben hast du noch gesagt, ihr hättet nichts mehr zu knabbern gehabt – und nichts zu trinken“, sagt das grüne Bärchen. „Genau. Das hast du selber gesagt. Wo willst du dann plötzlich die doppelte Flasche Lebertran hergenommen haben?“

 

„Naja“, sagt Opa und wirkt etwas kleinlaut, „ich hatte natürlich keinen Lebertran dabei, wie ich schon sagte …“

„Das heißt …“, fängt das rote Bärchen an.

„ … du hast den Wal …“, sagt das gelbe.

„ … reingelegt! Du hast ihn betrogen! Alter Lügenbär!“, schimpft das grüne.

Alle motzen und schimpfen gleichzeitig: „Opa Das ist nicht fair! Unfair, unfair, Lügenbär!“

„Nun ja“, muss Opa zugeben, „mir blieb ja nichts anderes übrig, nich‘?“

„Unfair, unfair, Lügenbär!“, rufen die Bärchen unbeirrt im Chor. Auch Hein Blöd stimmt mit in den Schlachtruf ein: Unfair, unfair, Lügenbär!“

 

Opa winkt ab.

„Ganz so schlimm war es nun wieder auch nicht. In Seefahrerkreisen nennt man so was ein Wal-Versprechen. Da muss man sich nicht unbedingt dran halten. Es war ja auch für einen guten Zweck. Auf hoher See kann man sich das ausnahmsweise leisten. An Land wird das regelmäßig gemacht.“

Da sind die Bärchen still.

Opa nickt zufrieden: „So kamen wir doch noch rechtzeitig zur Weihnachtsinsel, die Elche erholten sich erstaunlich schnell und konnten helfen, die Geschenke auszutragen, die dann ja auch alle pünktlich ausgeliefert wurden. Alles wurde gut. Nur den netten Wal musste ich enttäuschen. Leider. Tja, so war das. Und nun wird aufgeräumt, los!“

 

 

 

 

„Wir denken gar nicht dran“, verkündet das rote Bärchen.

„Was?!“ Opa Blaubär guckt verdattert wie eine Flunder, die zum ersten Mal ein U-Boot sieht. „Aber das war doch so abgemacht: erst ne Geschichte, dann wird aufgeräumt. Das war abgemacht. Das habt ihr versprochen.“

„Ja, weißte, Opa“, erklärt das grüne Bärchen, „in Seefahrerkreisen nennt man so was ein Wal-Versprechen. Da muss man sich nicht unbedingt dran halten.“

„Außerdem“, sagt das gelbe Bärchen, „war die Geschichte von vorne bis hinten erstunken und erlogen.“

 

Opa Blaubär kann es nicht fassen: „Wie bitte?! Meine Geschichten sollen gelogen sein?!“

„Eine Weihnachtsinsel, zu der man nicht hinsegeln kann, weil da absolute Windstille herrscht, also das“, sagt das rote Bärchen, „das kannste deinem Frisör erzählen.“

„Und diese Sache mit den Elchen …“, das grüne Bärchen schüttelt heftig den Kopf.

„Welchen Elchen?“, fragt Hein Blöd.

Die Bärchen erinnern Hein daran, dass Opa gerade die Geschichte erzählt hätte, wie mal eine ganze Fuhre Elche zur Weihnachtsinsel gebracht hat.

„Ah ja, ich erinnere mich“, Hein Blöd überlegt noch ein wenig. „Aber Käpt’n. Das war nicht richtig so. Da stimmte was nicht mit den Viechern. Die Elche waren nämlich selber welche.“

Opa Blaubär sagt nichts mehr.

 

„Stellt euch vor!“ Das rote Bärchen kichert. „Stellt euch vor, es klingelt plötzlich, und draußen steht tatsächlich ein Elch und bringt Weihnachtsgeschenke, so wie uns der Alte das erzählt hat. Das passiert nie und nimmer …“

Alle lachen – außer Opa Blaubär  und reden wieder wild durcheinander.

„So ein Quatsch aber auch!“

„Das ist völlig unmöglich!“

„Wieder mal typisch für Opis Seemannsgarn.“

„Alles Lüge.“

„Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.“

 

 

 

 

Klingel-lingel-ling.

Oha! Es klingelt. Na so was!

Opa erhebt sich mühsam, schlurft zur Tür und macht auf. Draußen vor der Tür steht ein Elch. An seinem Geweih baumeln Pakete, die schön eingewickelt sind mit kleinen Schleifchen dran.

„Immer rein in die gute Stube!“, ruft der Opa.

Die Bärchen staunen.

Hein Blöd auch.

 

Der Käpt’n strahlt wie ein Honigkuchenpferd: „Da seht ihr es selber, mit eigenen Augen, ihr ungläubigen Landratten! Bitte schön: der Weihnachtselch! Er kommt auch zu uns. Das gibt noch ne richtig schöne Bescherung. Nun kann es Weihnachten werden. Übrigens ist der Elch ein guter Bekannter von mir … lange nicht mehr gesehen … Na, Alter?“

 

Opa nimmt dem Elch die Geschenke ab und legt sie auf den Tisch. Es sieht verheißungsvoll aus. Das Paket für das kleine rote Bärchen ist in rotes Papier eingewickelt, das Paket für das kleine grüne Bärchen in grünes Papier, und für das kleine gelbe Bärchen gibt es ein gelbes Paket. Das Geschenk für Hein Blöd sieht so aus, als wäre es ein eingepackter Rettungsring. Aber wer weiß das schon so genau. Weihnachten ist die Zeit der kleinen Geheimnisse und der Überraschungen.

 

„Das wird noch nicht ausgepackt!“, bestimmt Opa Blaubär. „Das wird alles unter den Tannenbaum gelegt und wird erst ausgewickelt, wenn ihr vorher ordentlich aufgeräumt habt, und zwar ohne zu maulen, jawohl!“

 

Opa Blaubär verabschiedet sich noch vom Elch, der hätte sicher noch viel zu tun, vielleicht würden sie sich nächstes Jahr wiedersehen.

„Bis dann, tschüs!“

 

Eh der Elche sich wieder trollen kann, kommen die drei Bärchen angewetzt, und jedes Bärchen reicht dem Elch eine Scheibe Knäckebrot, die sie schnell aus der Kajüte geholt haben – als kleine Stärkung für unterwegs. Außerdem gehört es sich so, dass man die Postboten und Lieferanten belohnt.

Der Elch bedankt sich freundlich, wackelt ein bisschen mit dem Geweih und nuschelt irgendwas von „Taxi Mücke, Knä-cke-brö-de-nen, Taxi Mücke!“ – oder so ähnlich. Doch das können die Bärchen nicht verstehen. Nicht so schlimm. Mücken gibt es zum Glück in dieser Jahreszeit sowieso nicht.

Aber Weihnachten ist doch immer wieder für eine kleine Überraschung gut und der alte Opa kann wirklich erstaunliche Geschichten erzählen. Geschichten, die nicht unbedingt gelogen sind – und schon ist der Weihnachts-Elch wieder weitergezogen.

 

 

 

 

 

 

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